Freitag, Juli 07, 2006

Rezension: Feuer im Grasland

Okay, angekündigt war's schon lange, genau, wie ein paar andere Goodies, aber das hier kann ich ja wirklich mal machen.

Werk: Feuer im Grasland (Nobi im Original)
Autor: Ôoka Shôhei
Verlag: z.B. Insel-Verlag

Inhalt:
Der Zweite Weltkrieg auf der Philippineninsel Leyte. Das amerikanische Heer ist dabei, die Insel von den Japanern zu befreien. In den Wirren der Kämpfe wird der, an TBC erkrankte, junge japanische Soldat Tamura (Vornamen erfahren wir nicht) von seiner Kompanie verstoßen. Man gibt ihm etwas Proviant und eine Handgranate und weist ihn darauf hin, dass es doch noch ein letzter Dienst für den Kaiser wäre, wenn er mit der Granate nicht nur sich, sondern auch ein paar Amerikaner entsorgt.
Als erstes beschliesst er, zum lazarett zurückzukehren, in der Hoffnung, vielleicht doch noch einmal aufgenommen zu werden, doch schon auf dem Weg dorthin wird ihm klar, dass es eigentlich keinen Sinn macht, da man ihm nur seinen Proviant abnehmen würde und ihn dann wieder wegschicken würde.
So beginnt seine Odysee über die Insel. Seine Begleiter sind Hunger, Erschöpfung und der Zweifel an seiner eigenen Existenz. Auf dem Weg von A nach B nach C und so weiter stellt sich Tamura immer wieder philosophische und existentialistische Fragen, die nach einer Weile auch religiösen Charakter annehmen.
Nachdem er in einem Dorf versehentlich eine Frau getötet hat, beginnt auch langsam, der Wahnsinn an ihm zu nagen und hier und da beginnt er, zu phantasieren.
Auf seinen Wanderungen stößt er immer wieder auf Japaner, die entweder einem Rückzugsbefehl folgen oder sich ihrer eigenen Situation bewusst wurden und auf das Ende ihrer Existenz warten. Bei einigen dieser Japaner wird das Thema des Kannibalismus immer wieder berührt und Tamura weigert sich, jemals soweit zu gehen.
Irgendwann nimmt aber auch er das Fleisch eines Menschen zu sich und wundert sich nicht einmal darüber.
Gegen Ende wird Tamura gefangen genommen und er kehrt nach Kriegsende nach Japan zurück. dort fühlt er, dass der Krieg (von ihm fast als Wesen/Existenz gesehen) sich zwischen ihn und seine Frau gedrängt hat und er lässt sich freiwillig in einer Nervenheilanstalt aufnehmen.
Erst in diesem Abschnitt erfahren wir, dass Tamuras behandelnder Arzt ihm empfohlen hat, seine Kriegserlebnisse auf Leyte niederzuschreiben, um sie besser verarbeiten zu können.

Meine Meinung:
Das Buch ist unglaublich. Es ist gut geschrieben und verzichtet auf unnötige Längen. Am beeindruckensten ist die Kombination der unglaublich konkreten Beschreibungen. Auf der einen Seite hat man die Beschreibungen der Natur und Umgebung auf Leyte, auf der anderen Seite die - oftmals sehr grausamen - Beschreibungen der Kriegsgeschehnisse. Der Kontrast ist hier sehr stark zwischen Schönheit und Ekel ausgeprägt. Ein wichtiges Thema des Buches ist das Verkommen vom Menschen zum kannibalistischen Tier und die Auseinandersetzungen des Menschen mit seiner Existenz, wenn diese quasi vor ihrem Ende steht.
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, da es eine kritische Betrachtung des Krieges zulässt und außerdem hervorragend geschrieben ist.

Zustazinformationen:
Ôoka Shôhei war tatsächlich im Zweiten Weltkrieg Soldat der kaiserlichen Armee und auf den Philippinen stationiert. nachdem er 1944 in Kriegsgefangenschaft geriet und im Dezember 1945 nach Japan zurückkehrte wandte er sich wieder der Literatur zu.
Seine Werke sind, mehr oder weniger, Verarbeitungen seiner Erlebnisse im Krieg und haben darum eine stärkere autobiographische Note als andere Werke, japanischer Autoren dieser Zeit.
Das Buch wurde in 1959 Japan verfilmt und existiert außerdem noch in Schweden und Argentinien. (Infos)

Wie bereits geschrieben, kann ich das Buch nur empfehlen.

Keine Kommentare: